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21. November 2024

Die erste Generation: Richard Neumayer sen. – Gründung des Unternehmens NEUMAYER

Die erste Firmengründung der Familie Neumayer geht auf Richard Neumayer sen. zurück, der am 5. Februar 1834 in Bollenbach bei Haslach im Kinzigtal geboren wird. Er arbeitet zunächst als Lehrling und Geselle im damals großen Haslacher Hammerwerk Haiss.

Werkstücke aus Metall wurden seit jeher durch Hitze und Druck verformt. Die so entstandenen Produkte dienten der Verbesserung der Rodung, der Erleichterung der Landwirtschaft, dem Schiffbau, aber auch der Kriegstechnik. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden jedoch Technik und Organisation des alten, eher bäuerlich geprägten Schmiedehandwerks durch neue Produktionsformen verbessert. Vor allem die Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt eröffnete der Schmiedetechnik völlig neue Perspektiven: Zum einen waren die Schmieden nicht mehr auf einen Wasserlauf mit Wasserrad angewiesen, zum anderen konnte der Schmiedehammer (Bär) mit Hilfe eines Dampfkolbens angehoben werden, um dann im freien Fall einen Rohling in die gewünschte Form zu bringen. 1861 ging bei Krupp in Essen der mit 50 Tonnen größte Dampfhammer in Betrieb.

Der junge Geselle Richard Neumayer erkennt die Chancen des technischen Umbruchs und gründet trotz aller finanziellen und technischen Hindernisse eine eigene Hammerschmiede. Der erste Schritt gelingt ihm, als er als Teilhaber einer Schmiede in Roveredo (Schweiz/Tessin) wird. Am 1. Februar 1867 schließt er mit Wilhelm Zoppi aus Roveredo und Caspar Bosch aus Haslach den erforderlichen Gesellschaftsvertrag. Zweck des Unternehmens ist die Herstellung von Schiffsankern.

Kurz darauf heiratet Richard Anna Maria Gißler, eine Cousine des Volksschriftstellers Heinrich Hansjakob. Doch „Nannerl“ fühlt sich fern der Heimat nicht wohl. Ein Grund, warum Richard seinen ersten Betrieb an den Teilhaber Zoppi übergibt und 1870 – etwas näher an der Heimat – am Vierwaldstättersee in Altdorf (Kanton Uri) einen zweiten Anlauf mit einer Hammerschmiede startet.

Richard Neumayer sen. stellt auf eine neue Produktpalette um

Im „Hellgässli“ pachtet er zunächst eine Hammerschmiede. Vier Jahre später geht sie in seinen Besitz über. Mit der Produktion von Radreifen, Huf-, Waffen- und Windenstangen, Gittern und Kesseleisen stellte er auf eine Produktpalette um, die im Vergleich zu Schiffsankern einen besseren und schnelleren Absatz seiner Schmiedeteile ermöglichte.

Der geschäftliche Erfolg wirkt sich auch auf die Familie aus. Am 25. Juni 1873 wird Sohn Heinrich geboren, der als Nachfolger seines Vaters bis 1963 in zweiter Generation für die weitere Entwicklung der Firma Neumayer verantwortlich ist.

 

Noch näher der Heimat: Die Landschmiede in Gremmelsbach

1875 kehrt die Familie Neumayer trotz des wirtschaftlichen Erfolges endgültig in die Heimat zurück und Richard Neumayer übernimmt vorübergehend eine kleine Landschmiede in Gremmelsbach. Seit der ersten Firmengründung sind gerade einmal acht Jahre vergangen. Richard kauft das Anwesen von seinem Schulkameraden und Freund aus Haslacher Zeiten, Wilhelm Haiss. Dessen Ehefrau Emma Haiss wird auch Taufpatin der 1877 in Grimmelsbach geborenen Tochter Emma Neumayer.

Da sich die Gremmelsbacher Schmiede schon bald als zu klein und in der Enge des Tales als wenig entwicklungsfähig erweist, ersteigert Richard Neumayer am 22. September 1880 seine vierte Schmiede in Gutach. Diese führt er bis zu seinem 72. Lebensjahr, dann tritt sein Sohn Heinrich die Nachfolge an. Richard Neumayer sen. stirbt am 25. Februar 1919 im Alter von 85 Jahren in Gutach.

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