Ein Blick in die Vergangenheit: Im Gespräch mit Rudolf Himmelsbach
Im vergangenen Monat besuchte uns Rudolf Himmelsbach kurz vor seinem 89. Geburtstag. Der gelernte Schmied arbeitete von 1955 bis 1958 in unserem Hammerwerk in Hausach. Aufgrund eines Zeitungsartikels fragte er an, ob er NEUMAYER besuchen dürfe. Dem haben wir gerne zugestimmt. Dirk A. Neumayer erfuhr viel Interessantes aus der Vergangenheit.
NEUMAYER hatte damals ca. 10 Mitarbeitende, die in zwei Schichten arbeiteten. In der Schmiede wurde hauptsächlich Freiformschmieden betrieben. Das war damals echte „Knochenarbeit“, wie Rudolf Himmelsbach erzählt. „Wir hatten Teile unter dem großen Hammer, die waren bis zu 100 kg schwer.“ Als Hammerführer arbeitete er mit zwei Kollegen an einem 400-kg-Hammer und einem 800-kg-Hammer. Gefertigt wurden 30-40 kg schwere Ringe mittels Freiformschmieden. Wofür die Werkstücke gebraucht wurden, wussten die Arbeiter nicht, sie führten einfach die Aufträge aus. Während das Material für die Weiterverarbeitung erhitzt wurde, nutzte Himmelsbach oft die Zeit, um seine eigenen Arbeitswerkzeuge herzustellen, meist Feuerzangen.
Die Verletzungsgefahr war in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts groß. Einmal schlug ein Hammer, den ein Kollege führte, unerwartet herunter und riss Rudolf Himmelsbach die Zange aus der Hand. Der Schlag war heftig und die Hand so verletzt, dass er lange Zeit krank war. Zum Glück blieb kein Schaden zurück und er konnte seine geliebte Arbeit wieder aufnehmen. „Schutzkleidung hatten wir damals noch keine. Handschuhe konnten wir keine anziehen, es wurde so heiß, dass die Hände das nicht aushielten.“ Lediglich Filzhüte sorgten dafür, die Hitze von vorne etwas abzumildern.
In den drei Jahren, die Himmelsbach bei NEUMAYER arbeitete, gab es eine „große Neuerung“. Der Betrieb stellte auf Gesenkschmieden um, um Kleinteile in Serienfertigung zu produzieren. „Das war ein angenehmes und leichteres Arbeiten“, erinnert sich der alte Schmied. Doch die Arbeiter kamen mit der Produktion nicht nach. Deshalb zahlte die Betriebsleitung für jedes gefertigte Stück eine Prämie von 1 bis 3 Pfennig. Das motivierte die jungen Arbeiter und sie legten sich mächtig ins Zeug – zum Leidwesen der älteren Kollegen, die nicht mehr mithalten konnten. Himmelsbach schätzt, dass sie 3000 bis 4000 Stück am Tag schmiedeten. Überhaupt sei die Bezahlung sehr gut gewesen. 1957 baute er ein Haus für sich und seine Familie und konnte immer alle Rechnungen bezahlen.
NEUMAYER war schon damals innovativ und probierte Neues aus. Eines Tages kam der Betriebsleiter mit dem Auftrag, Sechskantmuttern zu schmieden, auf Rudolf Himmelsbach zu und fragte ihn, ob das möglich sei. „Ich überlegte lange, wie man das hinkriegen könnte. Es waren riesige Muttern. Das erste Teil hat nicht so richtig geklappt, aber die anderen habe ich dann gut hinbekommen“, erzählt Himmelsbach stolz. Der Betriebsleiter war hochzufrieden.
Dank des guten Verhältnisses untereinander habe er gerne bei NEUMAYER gearbeitet. Vor allem mit dem Betriebsleiter Sepp Schmidt kam er gut aus und wurde von ihm gefördert. Himmelsbach erinnert sich auch gut an den damaligen Geschäftsführer Richard Neumayer sen., dessen Frau Johanna ebenfalls im Betrieb tätig war. Sie brachte die neuen Eichenbretter für die Hämmer und sei sehr temperamentvoll gewesen. Der Vater von Richard Neumayer sen., Heinrich, war schon damals über 80 Jahre alt und kam ab und zu in die Schmiede. Himmelsbach weiß noch: „Er hat mich mächtig unterstützt und mir manchen guten, fachmännischen Rat gegeben, den ich gerne angenommen habe.“ Gerne erinnert er sich auch an gemeinsame Betriebsausflüge, zum Beispiel nach München ins Hofbräuhaus.
Die schwere Arbeit in der Schmiede forderte ihren Tribut. Rudolf Himmelsbach erlitt einen Bandscheibenvorfall, der zwar geheilt werden konnte, aber mit Blick auf die Zukunft entschied er sich schweren Herzens für eine leichtere Arbeit. Im September 1958 schied er aus der Firma NEUMAYER aus.
Wir danken ihm herzlich für die Einblicke in vergangene Zeiten und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute und Gesundheit.
Anmerkung: Einige Zitate stammen aus seinen Lebenserinnerungen, die er uns zur Verfügung gestellt hat.